Einleitung

 

‚Jugendumweltbewegung’ ist ein Begriff, der Ende der 1980er Jahre zum ersten Mal auftauchte (vgl. Bergstedt 1998, 129) und seitdem Erwähnung findet. Gruppen zählen sich selber zu dieser Bewegung, aber was diese ausmacht, was für Ideen, Ideale und Ziele von ihr verfolgt werden, ist bisher noch wenig beschrieben. Dieses scheint im Gegensatz dazu zu stehen, dass Gruppen, die sich zur Jugendumwelt­bewegung zählen, gesellschaftlich interessante Projekte, wie Ausstellungen, Informations­veranstaltungen, Demonstrationen, alternative Projekte etc., hervor­gebracht haben. Aus diesem Grunde soll es in dieser Arbeit darum gehen, die Jugendumweltbewegung näher zu beschreiben und sie in Bezug zur Jugend­bewegung zu bringen. Daher wählte ich den Titel ‚JUGENDumweltBEWEGUNG’.

 

Im Gegensatz zur Jugendumweltbewegung gibt es über die Jugendbewegung umfangreiche Literatur, die etliche Bücherschränke und Archive füllt. Diese Literatur bezieht sich größtenteils auf die Zeit bis 1933, aber auch bis zur Gegenwart wird ausführlich berichtet. Um einen Vergleich stattfinden zu lassen, muss die Jugendumweltbewegung genauer beschrieben werden.

 

Diese Beschreibung soll die Jugendumweltbewegung widerspiegeln. Um dieses zu ermöglichen, wählte ich als primäre Methode die (offene) teilnehmende Beobachtung. Die dabei erstellten Thesen wurden in Beziehung zu Ergebnissen aus dem „Fragebogen zur Jugendumweltbewegung“ gesetzt. Die Thesen sowie die Ergebnisse aus der Befragung wurden in Arbeitskreisen (AKs) und mit einzelnen Jugendumwelt­bewegten diskutiert und revidiert. Mit dieser Herangehensweise werden selektive Verzerrungen gering gehalten und verschiedene Interpretationen hervorgebracht. Ebenso wird der Forschungsprozess dem häufigen Wunsch der Jugend­umwelt­bewegten nach Partizipation und Demokratisierung in allen sie betreffenden Vorgängen gerecht (vgl. Kapitel 2).

 

Neben dieser technischen Herangehensweise soll auch eine Widerspiegelung im sprachlichen Bereich zu finden sein. Die Bewegung ist sehr emanzipatorisch geprägt und auf die männliche wie weibliche Form wird Wert legt. Daher wählte ich durchgängig die ‚taz- Schreibweise’, das große „I“ (z.B. LeserInnen, DemonstrantInnnen).

 

Da festgestellt wurde, dass es schwierig ist, eine soziale Bewegung in Worten zu beschreiben, sind in diese Arbeit etliche Bilder eingeflossen. Fotos, Zeichnungen, Einladungen, Schriftzüge etc. geben in ihrem Medium einen besseren Einblick in die Jugendumweltbewegung. In den Texten wird auf weiterführende Literatur und auf Videos verwiesen. Auf eine verständliche Sprache, die Vermeidung von Fremdwörtern bzw. die Klärung dieser, wurde besonders Wert gelegt, so dass die Diplomarbeit einerseits wissenschaftlichen Ansprüchen entspricht und trotzdem für jeden/jede lesbar bleibt.

 

Am Anfang der Arbeit ist das Forschungsdesign (Kapitel 2) genauer beschrieben. Danach werden Begriffe definiert und die Frage erörtert, wer zur Jugend­umweltbewegung gehört, sowie Gruppen der Bewegung werden vorgestellt. Da ich im Rahmen meiner Arbeit festgestellt habe, dass für eine Teilnahme an der Bewegung eine Gruppenzugehörigkeit nicht dringend notwendig ist, sind in diese Arbeit noch fünf biographische Porträts von sehr unterschiedlichen Jugendlichen eingeflossen. Diese Darstellungen geben noch mehr individuelle Motivationsgründe wieder, sich an einer solchen Bewegung zu beteiligen. In drei deskriptiven Kapiteln wird auf die Kultur (Kapitel 7), auf Veranstaltungen (Kapitel 8) und auf Fachwörter und Abkürzungen der Jugendumweltbewegung (Kapitel 9) eingegangen. Das Kapitel ‚Kultur der Jugendumweltbewegung’ und das ‚Verzeichnis über Fachwörter und Abkürzungen’ ist im Rahmen von einem dauernden Dialog (Aktionsforschung) mit Interessierten entstanden. Die verwendeten Begriffe der Jugendumweltbewegung werden in den Textpassagen erklärt, oder sie sind im Verzeichnis über Fachwörter und Abkürzungen erklärt.

 

Im Anhang sind die Anlagen (Tabellen, Grafiken, weiterführende Materialien) zu den Texten, sowie die qualitativen Antworten von der Befragung der Jugendumwelt­bewegung sind unter www.jugenumwelt.de/forschung zu finden.

 

Diese Arbeit zu erstellen, war neben dem zeitlichem und finanziellen Aufwand nicht immer unproblematisch, wenn auch die Arbeit von der Mehrheit der Personen, die von dieser Arbeit erfahren haben, begrüßt wurde. Von Einzelnen kam der Vorwurf, dass dies ein ‚Handbuch für Zivilbullen’ (PolizistInnen in Zivil) werden würde. Andere betrachteten diesen Einwand eher als Vorteil, weil es dann von der Polizei genutzt werden würde, denn dann könnte der Verfassungsschutz qualifizierter in seinen Berichten schreiben und müsste nicht das Denken und Handeln von Jugendlichen, welche sich kritisch zur Globalisierung, gegen Castortransporte oder die Weltausstellung ‚EXPO’ positionierten, im Verfassungsschutzbericht unter „Linksextremistische Bestrebungen“ (vgl. Bundesministerium des Inneren 2001, S. 119-178) abhandeln. Ein weiteres Problem war, dass es über die Jugendumwelt­bewegung keine explizite Archive gibt und nur wenig, nicht immer bekannte, Literatur. Nur durch etliche Gespräche, den Aufbau von Kontakten, das Auswerten von Ordnern in Büros, von Zeitungsartikeln und das Anfragen bei Gruppen war es möglich, eine Vielzahl von interessanten Quellen zusammenzutragen, und diese nach ihrer Richtigkeit zu überprüfen.

 

Dass es kein Archiv gibt, könnte so begründet werden, dass diese Jugend sehr gegenwarts- und zukunftsorientiert ist. Ebenso problematisch sind die Vielfalt der ‚Jugendumwelt­bewegung’ und die ständigen Veränderungen. Aus diesem Grunde beschränkt sich der deskriptive Teil primär auf die letzten fünf Jahre und auf den deutschen Raum. In anderen Ländern gibt es eine ähnliche Bewegung, von der die deutsche Umwelt­bewegung vieles gelernt und übernommen hat.

 

Die Arbeit soll in zweifacher Hinsicht genutzt werden können. Einerseits soll sie durchgehend lesbar sein, andererseits stehen die einzelnen Kapitel auch für sich.